Weinwurzel, Eva

* 1.11.1899 in Warschau
† 31.1.1994 in Kibbuz Kfar Giladi

Nachweisbar ist Eva Weinwurzel erstmals 1917 als aktive Teilnehmerin von jüdischen Wandergruppen(1).
Weinwurzel beginnt ihre Tätigkeit für den „Sturm“ am 28.6.1919(2); in den Jahren 1922 bis 1929 ist sie nach eigenen Angaben(3) Sekretärin der Sturm-Galerie, von Walden zunächst umschwärmt(4), später fachlich hochgeschätzt: In einem Brief an sie vom 2.4.1926 aus Paris charakterisiert er sie mit den Worten: „… Denn schließlich leiten Sie dort den Sturm. Das ist doch Ihre Begabung und Ihre Kraft. …“(5). Walden übereignet ihr anlässlich ihres 30. Geburtstages eine ihr gewidmete Vorzugsausgabe von „Die Härte der Weltenliebe“(6).
Eva Weinwurzel reist 1929 nach Palästina aus und nimmt eine nennenswerte Kunstsammlung(7) mit Werken von u.a. Archipenko, Busch, Tour Donas, Gontscharowa, van Heemskerck, Kadár [der eine Portraitzeichnung in Kohle von ihr fertigt(8)], Kandinsky, Marcoussis, Molzahn, Scheiber, Schrimpf und Topp mit in die neue Heimat. Sie heiratet am 13.7.1930 Meyer Spector(9, 10) und nimmt den Nachnamen ihres Mannes an. Eva Spector betreibt spätestens seit den 40er Jahren in Tel Aviv den Doron Art Shop in der damaligen Ben Jehuda Road (heute Ben Yehuda Street), eine der Hauptstraßen der Stadt.
Teile ihrer Sammlung werden in wichtigen der Moderne gewidmeten Ausstellungen in Israel ausgestellt, so etwa 1945 in einer Kollwitz-Ausstellung im Kunstmuseum Tel-Aviv(11) und 1958 im Bezalel National Museum in Jerusalem(12).
Ab den späten 60er Jahren verkauft sie sukzessive ihre Sammlungen, 1967 etwa ihre Briefe an Walden an das Deutsche Literatur-Archiv in Marbach, weiteres u.a. an Willy Verkauf(13).
Ihre letzte Lebenszeit verbringt Eva Spector im Kibbuz Kfar Giladi nahe der Grenze zum Libanon, wo sie am 31.1.1994 verstirbt.

Eva Spectors Kunstsammlung wird, soweit noch erhalten, nach ihrem Tod 1996(14) bzw. 2006(15) bei Sotheby’s versteigert. Zuletzt wurde von den Erben Anfang der 2020er Jahre noch ein (letzter) Teilnachlass an eine Berliner Galerie veräußert.

Anmerkungen:

  1. Blau-Weiss Blätter. Bund für jüdisches Jugendwandern in Deutschland, 1917. S. 203 ↩︎
  2. Handschriftliche Karte von Walden an Eva Weinwurzel, 14.6.1925. Privatbesitz Berlin ↩︎
  3. Schreiben Eva Spectors an Volker Pirsich vom 11.11.1982. Original im Deutschen Literaturarchiv, Marbach. ↩︎
  4. Anlässlich ihres 24. Geburtstags lässt Walden ihr einen Glückwunsch in Form eines Liebesbriefs zukommen. Schreiben vom 30.10.1923. Privatbesitz Berlin. ↩︎
  5. Original im Deutschen Literaturarchiv Marbach ↩︎
  6. In den späten 2010er Jahren im Antiquariatsbuchhandel [vgl. Abbildung] ↩︎
  7. Nachgewiesene Bilder der Sammlung [vgl. Anlage] ↩︎
  8. Im Besitz der Erben; Foto privat [vgl. Abbildung] ↩︎
  9. Biographische Daten sind (Chawa) Eva Spectors Antrag auf Ausstellung eines palästinisches Passes vom Mai 1947 entnommen; vgl. unter: https://www.archives.gov.il/archives/Archive/0b0717068002258e/File/0b0717068572a348 ↩︎
  10. * 10.7.1893 in Golta, damals Russland; heute Stadtteil von Perwomajsk (Mykolajiw);
    biographische Daten sind Meyer Spectors Antrag auf Ausstellung eines palästinisches Passes vom Mai 1947 entnommen ↩︎
  11. 1945, קיתה קולביץ :1944-1867. מוזיאון תל אביב לאומנות, [Käthe Kollwitz: 1867-1944. Kunstmuseum Tel Aviv, 1945] ↩︎
  12. Expressionism. Paintings, Drawings, Prints and Sculptures. From the Belazel National Museum … and private Collections. Jerusalem: Bezalel National Museum. December 17, 1958 – February, 15, 1959 ↩︎
  13. vgl. Willy Verkauf: Situationen. Eine autobiographische Wortcollage. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik, 1983. S. 113.
    Jüngst sind weitere Briefe an eine Berliner Galerie veräußert worden. ↩︎
  14. Impressionist and modern art.
    Including the property of the Henry Moore Foundation …, property of the late Eva Spector, Tel Aviv, and various owners; auction: Tuesday, 3 December, 1996. ↩︎
  15. Israeli and International         Art. New York: Sotheby’s, 2006, S. 112-115 ↩︎

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