Rosenkranz, Friedrich

eigtl. Wilhelm Heinrich Friedrich Rosenkranz;
nach 1929 Frederi(c)k Rosenkranz

* 27.7.1888 in Berlin
† Januar 1981 in Milwaukee, Wisc.

Sohn des Tischlermeisters Karl Friedrich Rosenkranz, wohnhaft in Peitz

Rosenkranz, von seiner Ausbildung her (Möbel-)Tischler, ist seit 1910 in (bzw. damals bei Berlin) nachgewiesen, erstmals unter der Anschrift Barbarossastraße 10 in Schöneberg b. Berlin. Am 18.5.1910 heiratet er Gertrude Margarete Hartwig, ein Jahr später (am 23.4.1911) wird der Sohn Herbert geboren.
Rosenkranz taucht im Berliner Adressbuch der Folgejahre unter verschiedenen Adressen auf (1914 als Kunstmaler in O112, Müggelstr. 21, 1916-1919, ebenfalls als Kunstmaler, unter O112, Voigtstr. 18/III). 1921 steht seine „Werkstatt für Kunstmöbel“ in der Neuköllner Ziethenstraße 27(1). Für diese Anschrift findet sich ein letzter Nachweis im Berliner Adressbuch von 1923. Ab 1923 lebt Rosenkranz zunächst in Süd-, später in Nordamerika.
In die Jahre 1911 bis 1923 fällt die künstlerische Hauptschaffenszeit Rosenkranz‘:
Zwar ist keine Einzelausstellung für Rosenkranz nachgewiesen, wohl aber eine größere Zahl von Beteiligungen an Gruppenausstellungen. Im Laufe des genannten Jahrzehnts nimmt er an Ausstellungen von vier Gruppierungen bzw. Ausstellungsgemeinschaften teil, jeweils (vermutlich) mehrfach. „Vermutlich“ deshalb, weil nur von einigen der in Frage kommenden Ausstellungen Faltblätter bzw. Kataloge und/oder Besprechungen vorhanden sind.
Die zeitlich früheste der vier Gruppierungen ist die Neue Secession Berlin, auf deren 4. Ausstellung Rosenkranz vertreten ist(2). Von der Neuen Secession führt eine Verbindungslinie zum „Sturm“ – eine Beteiligung an der 10. Ausstellung des „Sturm“, die der Neuen Secession gewidmet ist (9.-31.12.1912), ist zumindest möglich, aber wegen des Fehlens eines Katalogs nicht nachweisbar. Beim „Sturm“ sind Werke Rosenkranz‘ nach heutigem Stand auf auswärtigen Graphik-Ausstellungen gesichert, etwa in Stockholm(3) oder in Tokio(4).
Darüber hinaus finden sich sechs Original-Holzschnitte Rosenkranz‘ auf den Seiten des „Sturm“ zwischen Juli 1912 und April 1914(5); einer davon findet sich später in der Sammlung Walden wieder(6).
Eine wichtige Rolle spielen für Rosenkranz in den 1910er Jahren die Juryfreien Kunstausstellungen Berlin (JKB). Rosenkranz ist sicher auf der 3. JKB (26.11.-31.12.1912) vertreten gewesen(7) wie auch auf der 4. JKB (23.8.‒30.9.1913)(8). Den Kurzbesprechungen zur 5. JKB 1916 kann entnommen werden, dass drei Holzschnitte Rosenkranz‘ aus der Ausstellung verkauft worden sind(9).
Rosenkranz nimmt zumindest in der zweiten Hälfte am 1. Weltkrieg teil; zurückgekehrt, finden sich drei seiner Arbeiten in der Juryfreien Ausstellung ehemals feldgrauer Künstler (November-Dezember 1919).
Zu dieser Zeit steht Rosenkranz bereits in Kontakt zur Novembergruppe und veröffentlicht zwei Holzschnitte in „Menschen“(10); von da an stellt er regelmäßig bis 1923 mit den Künstlern der Novembergruppe in der Kunstausstellung Berlin bzw. der Großen Berliner Kunstausstellung aus(11). Beachtung in der Hauptstadtpresse finden 1921 seine kunstgewerblichen Arbeiten, die für den Rezensenten „in ihrer strahlenden, fast mystischen Farbigkeit von hohem Reiz sind“(12).

Parallel setzt Rosenkranz seine Aktivitäten für die JKB fort und wird für die Schauen im Moabiter Glaspalast am Lehrter Stadtbahnhof 1920 und 1921 Mitglied des engeren Arbeitsausschusses bei der Vorbereitung der Ausstellungen.

Als 1923 in Deutschland die Inflation galoppiert und im November ihrem Höhepunkt zustrebt, wandert Rosenkranz nach Argentinien aus: Mit der am 23.08.1921 in Dienst gestellten BAYERN reist er von Hamburg über Gijon, La Coruna, Vigo, Rio de Janeiro, Montevideo nach Buenos Aires; dort kommt er am 22.8.1923 an, um sich ein neues, finanziell gesichertes Dasein aufzubauen. Das gelingt in Argentinien höchstwahrscheinlich nicht(13). So setzt er seine Suche nach einträglichen Lebensverhältnissen fort und kommt am 4. April 1929, aus Buenos Aires kommend, mit der SS Voltaire in New York an. Sein Sohn Herbert begleitet ihn; letzterer ist in den 30er Jahren in New York ansässig.
Die wichtigsten Daten und Fakten von Rosenkranz‘ US-amerikanischen Jahre sind gut dokumentiert: Am 31. August 1931 heiratet er in zweiter Ehe Emma, geb. 27.9.1884 in Dölitz, Kreis Pyritz, die bereits seit dem 11.5.1925 in den USA (Milwaukee, Wisc.) ansässig ist; seit dem 20.10.1932 ist auch er zusammen mit seiner Familie in Milwaukee ansässig. Am 26.3.1934 stellt er einen Antrag auf Anerkennung als amerikanischer Staatsbürger; darin bezeichnet er sich als (Möbel-)Tischler und Künstler(14); die amerikanische Staatsbürgerschaft wird ihm am 23.1.1939 zuerkannt. Ab 3.8.1953 bezieht er für noch fast drei Jahrzehnte Bezüge der Sozialversicherung und stirbt im Januar 1981 hochbetagt als Frederi(c)k Rosenkranz in Wisconsin (vermutlich in Milwaukee; der Ort wird in den Registern nicht genannt).

Fr. Rosenkranz Original-Holzschnitt; in Der Sturm Jg. 3. Nr. 119/120 vom Juli 1912, S. 101
Anzeige in Große Berliner Kunstausstellung 1921. Katalog. Anzeigenteil, S. 6
Frederik Rosenkranz: Einbürgerungsantrag vom 26. März 1934

Anmerkungen:

  1. Katalog Große Berliner Kunstausstellung 1921. Anzeigenteil, S. VI ↩︎
  2. vgl. https://exhibitions.univie.ac.at/person/3457 ↩︎
  3. International Udställning af Grafisk Konst. Stockholm, 28. Februar – 31. März 1914. Katalog im Riksarkivet Stockholm ↩︎
  4. Mokuhanga tenrankai mokuroku. Tokio 14. März ‒ 28. März 1914 ↩︎
  5. [o.T.] Original-Holzschnitt; in: Der Sturm Jg. 3. Nr. 119/120 (Juli 1912), S. 101
    [o.T.] Original-Holzschnitt; in: Der Sturm Jg. 3. Nr. 121/122 (August 1912), S. 119
    [o.T.] Der Sturm Jg. 3. Nr. 131 (Oktober 1912), S. 173
    „Die Straße“. Der Sturm. Jg. 3. Nr. 140/141 (Dezember 1912), S. 237
    [o.T.; „Am Strande“]. Original-Holzschnitt; in: Der Sturm. Jg. 4. Nr. 160/161 (Mai 1913), S. 29    
    [o.T.] Original-Holzschnitt; in: Der Sturm Jg. 5, Nr. 1 (April 1914). S. 5 ↩︎
  6. „Am Strand“ aus Der Sturm. Jg. 4. Nr. 160/161 (Mai 1913), S. 29 wird höchstwahrscheinlich von Nell Walden nach Abschluss der Verzeichnisse im Herbst 1919 der Sammlung hinzugefügt und 1954 bei Ketterer versteigert ↩︎
  7. 3. JKB 26. November – 31. Dezember, Kunsthaus Lepke, Potsdamerstr. 123. https://collections.library.yale.edu/catalog/17373275
    4 Arbeiten ↩︎
  8. 4. JKB 23. August ‒ 30. September 1913, Ausstellungshaus am Kurfürstendamm 208/9
    4 Arbeiten
    https://exhibitions.univie.ac.at/exhibition/586 ↩︎
  9. vgl. BBZ 7.6.1916. Nr. 263, S. 4; BBZ 24.6.1916. Nr. 291, S. 5; BBZ 11.7.1916. Nr. 319, S. 4 ↩︎
  10. Menschen Jg. 2. H. 14. Nr. 81-86. Graphik und Plastik von Mitgliedern der Novembergruppe Berlin. Dezember 1919, S. 33 f ↩︎
  11. vgl.: Beteiligung von Künstler*innen und Architekt*innen an Ausstellungen der Novembergruppe 1919-1932. Ausg. März 2021, S. 90;
    KAB [Kunstausstellung Berlin] Dezember 1919: 3 Werke; KAB 1920: 5 Werke; GBK [Große Berliner Kunstausstellung] 1921: 3 Werke; GBK 1922: 1 Werk („Bildfolge“; Kat.-Nr. 1389); GBK 1923: 4 Werke (Kat.-Nr. 1327 Bild II *; 1328 Plastisches Bild. Holz, bemalt *; 1329 Plastik. Holz, bemalt *; 1330 Vitrine mit Möbelmodellen aus eigener Werkstatt. * = verkäuflich);
    Darüber hinaus stellt Rosenkranz 1921 mit der Novembergruppe bei Fraenkel & Co. (Josef Altmann), Lützowufer 13, aus (1 Werk);
    vgl.: https://berlinischegalerie.de/assets/bilder/Sammlung/K%C3%BCnstler_innen-Archive/Findmittel/berlinische-galerie_beteiligung-an-ausstellungen-der-novembergruppe-1919-1932.pdf ↩︎
  12. Paul Landau: Große Berliner Kunstausstellung; in: BBZ 29.7.1921. Nr. 297, S. 3 ↩︎
  13. Für die Zeit in Argentinien liegen keinerlei Aufzeichnungen vor. ↩︎
  14. Künstlerische Arbeiten Rosenkranz‘ aus seinen US-amerikanischen Jahren sind nicht nachgewiesen. ↩︎

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