Düvelmeyer, Wilhelm Friedrich

(Guillermo Duvelmeyer)

* 3.12.1893 Herringhausen
† 27.6.1957 Tres Arroyos/Argentinien

Düvelmeyer(1) wurde vorehelich geboren und erst später von seinem Vater anerkannt;
im Namensverzeichnis von Herringhausen ist er unter dem Nachnamen seiner Mutter (Menkhof) eingetragen.

Aus dem Geburtsregistereintrag geht das Datum der Eheschließung der Eltern hervor. Der spätere Neubauer Carl Heinrich Wilhelm Düvelmeier, geboren am 28.9.1867 in Meyerhöfen/Hunteburg, heiratete am 18.6.1895 in Herringhausen Luise Klara Menkhof (oder Menkhoff), geboren am 28.02.1871 in Herringhausen(2).
Aus den Namensverzeichnissen der Standesämter Herringhausen und Hunteburg lassen sich für den Zeitraum bis 1909 drei weitere Kinder nachweisen(3).

Düvelmeyers Adoptivvater war seinerseits 1887 vom Neubauern Johann Heinrich Willmann an Kindes statt angenommen worden. Der Hof, genannt Willmann-Hof, dürfte also spätestens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut worden sein.

Düvelmeyer taucht unter seinem ersten Vornamen Wilhelm erstmals in den Verlustlisten des I. Weltkriegs auf: Als Angehöriger des Dragoner-Regiments 12 wird er im Sommer 1915 als leicht verwundet gemeldet(4). Sein Regiment, Teil der 4. Division, befindet sich zu Kriegsbeginn an der West-, von Ende 1914 bis Oktober 1915 an der Ost-, anschließend bis Kriegsende wieder an der Westfront.

Wilhelms Bruder Friedrich wird bereits wird im 1. Kriegsjahr schwer verwundet; er gilt noch im März 1919 als vermisst.

Düvelmeyer ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gelernter Maler (Anstreicher); unter dieser Berufsbezeichnung wird er auch in der Ausgabe 1923 des Adressbuchs Hannover geführt.
Für ein Studium an einer Kunsthochschule (kolportiert als Studienorte sind Hannover, Barmen und Berlin(5)(6)) gibt es bislang keinen Nachweis; auch Kontakte zum Bauhaus, die ihm in seiner späteren Emigrationszeit zugeschrieben werden, sind nicht nachweisbar(7).

Düvelmeyer heiratet am ist am 27. Januar 1923 die aus Hannover stammende Maria Berta Peter (* 21.10.1896 in Hannover; † 25.11.1976 in Tres Arroyos)(8).

Vom 15.10.1921 bis zum 1.9.1923 ist er als Theatermaler am Städtischen Opern- und Schauspielhaus Hannover tätig(9).

Seit 1918 sind Ausstellungsbeteiligungen Düvelmeyers in Deutschland nachgewiesen:

  • 1. und 4. Ausstellung der Hannoverschen Secession 1918 bzw. 1921 (als Willi Düvelmeyer);
  • Im „Sturm“: 71. Ausstellung (als Düvelmeyer; Februar 1919), Erste Ausstellung Berlin-Osten (als Willy Düwelmeyer; Juli/August 1919), 90. Ausstellung (als Düvelmeyer; Oktober 1920).
  • Alte Glasmalerei aus Tirol, Oberbayern, China. Neue Glasmalereien von Brey, Burger-Mühlfeld, Dexel, Düvelmeyer, Hildebrandt, Kuron, Molzahn, Schwitters, Steinitz, Galerie von Garvens, Hannover (Juni/Juli 1921).

Aus Düvelmeyers Frühwerk ist kein einziges Werk überliefert.

Düvelmeyer emigriert am 23.6.1923 mit seiner Frau auf dem Mittelklasse-Dampfer Gotha von Bremen über La Coruna, Villagarcia, Vigo, Lissabon, Madeira, Rio de Janeiro, Santos und Montevideo nach Buenos Aires (Ankunft dort 19.10.1923); seine Emigration ist im Centro de Estudios Migratorios Latinoamericanos (CEMLA) dokumentiert(10).

Er lebt und arbeitet zunächst in Buenos Aires u.a. als Illustrator für die Zeitschrift „Tit Bits“, die von 1909 bis 1957 herausgegeben wurde. Von 1927 bis zu seinem Lebensende ist er in Tres Arroyos ansässig und dort über mehrere Jahre in seinem erlernten Beruf als Maler (Anstreicher) tätig.

Spätestens seit 1950 macht er in Tres Arroyos als Organisator und auch als Künstler auf sich aufmerksam.
Als Kunstorganisator verantwortet er im Juni 1950 eine Majakowski-Ausstellung in Tres Arroyos. 1951 wird er zunächst Vizepräsident der ‘Asociación Amigos del Arte „José Ingenieros“‘, im Jahr darauf dann Vorsitzender dieser Organisation. Ebenfalls 1952 übernimmt er verantwortlich die Durchführung von Kursen der Malschule in Tres Arroyos, die unter seiner Ägide ihre Blütezeit erlebt(11).

(Spätestens) in jenen Jahren entsteht ein Spätwerk, das noch auf seine Aufarbeitung wartet.
Einige Ausstellungen sind nachweisbar:

  • 1955 in Tres Arroyos (mit Faltblatt)
  • 1955 in Buenos Aires, Galería de los Independientes
  • 1955 in Mar del Plata und/oder Bahía Blanca
  • 1984 in Tres Arroyos die bislang letzte große Ausstellung mit 150 Arbeiten und einer Konferenz anlässlich dieser Ausstellung

Düvelmeyers Nachlass ist zerstreut. Eine kleine Anzahl von Bildern (drei) befindet sich im Museo de Bellas Artes de Tres Arroyos (MUBATA), alle weiteren in Privatbesitz. Die argentinische Düvelmeyer-Forscherin Gabriela Francone(12) hat bislang 40 Werke Düvelmeyers in Tres Arroyos und in Claromecó, dem Ferienort der drei Arroyenses, 70 km von der Stadt entfernt, gesucht und gefunden. Viele von ihnen befinden in den Händen einiger Familien, die Düvelmeyers verarmter Witwe beim Lebensunterhalt halfen und Bilder gegen Lebensmittel und Kerosin eintauschten.

Wilhelm Friedrich Düvelmeyer: Selbstportrait
Ohne Titel. Öl auf Holz. 90×60 cm (gerahmt). Argentinien, Privatbesitz
Ohne Titel. Aquarell auf Papier. 12×17 cm (ungerahmt). Argentinien, Privatbesitz
Ohne Titel. Aquarell auf Papier. 12,5×17,5 cm (ungerahmt). Argentinien, Privatbesitz
Ohne Titel. Aquarell auf Papier. 25×17 cm. Argentinien, Privatbesitz

Guillermo Duvelmeyer: Faltblatt (Flyer) zur Ausstellung 1955

Anmerkungen:

  1. Die Schreibweise des Nachnamens in den Urkunden im Niedersächsischen Landesarchiv Osnabrück variiert (Düfelmeyer, Düvelmeyer, Düvelmeier) – hier wird (fast durchgängig) die häufigste Variante Düvelmeyer verwendet. ↩︎
  2. Randvermerke in den Geburtsregistereinträgen (im Niedersächsischen Landesarchiv Osnabrück) von 1946/1947 besagen, dass der Familienname Düvelmeier in Willmann geändert wurde, da Carl Heinrich Wilhelm Düvelmeier laut einem Beschluss des Königlichen Amtsgerichts Wittlage vom 9.3.1887 von dem Neubauer Johann Heinrich Willmann an Kindes statt angenommen worden war. Lediglich der Geburtsregistereintrag von Wilhelm Friedrich Düvelmeier verfügt nicht über einen solchen Randvermerk.
    In den Geburtsregistereinträgen der beiden in Hunteburg geborenen Kinder ist Carl Heinrich Wilhelm als Anzeigender der Geburt bereits unter dem Nachnamen „Düvelmeier genannt Willmann“ aufgenommen. ↩︎
  3. Aus den Geburtsregistereinträgen gehen folgende Informationen hervor:
    Friedrich Wilhelm, geboren am 7.12.1895 in Herringhausen, verstorben am 20.3.1971 in Damme
    Heinrich Carl Georg, geboren am 25.08.1899 in Meyerhöfen/Hunteburg, verstorben am 6.5.1980 in Osnabrück
    Georg Heinrich Wilhelm, geboren am 3.10.1903 in Meyerhöfen/Hunteburg, verstorben am 7.5.1972 in Meyerhöfen/Hunteburg ↩︎
  4. Ausgabe 650 vom 24.8.1915, S. 8337 ↩︎
  5. vgl. den Nachruf „El artista desaparecido a traves de uno de sus autorretratos“ [„Der verschwundene Künstler durch eines seiner Selbstporträts“] in: La voz del pueblo [Tres Arroyos] vom 28.6.1957 ↩︎
  6. Einige Bilder aus der zweiten Schaffensphase weisen eine große Nähe zu Arbeiten Rudolf Bauers aus den späten 10er Jahren auf. Es ist zumindest möglich, dass Düvelmeyer Bauer-Schüler war – ggf. an der Kunstschule Der Sturm, an der Bauer Malerei unterrichtete. ↩︎
  7. vgl. https://bauhaus.community/ ↩︎
  8. Heiratsurkunde Stadtarchiv Hannover 1957-8/1923; Sammelanzeige zur Urkunde Stadtarchiv Hannover 5357-8/1923v ↩︎
  9. Personalakte zu Wilhelm Düvelmeyer im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Hannover; darin zwei kurze Arbeitszeugnisse von jeweils einer Seite, die anlässlich seines beruflichen Ausscheidens aus dem Opernhaus Hannover ausgefertigt wurden. ↩︎
  10. (als Duvelmeyer Wilhelm) https://cemla.com/buscador/ und auch https://www.hebrewsurnames.com/arrival_GOTHA_1923-10-19 ↩︎
  11. http://lacasonadelacultura.blogspot.com/2008/04/la-biblioteca-popular-y-centro-cultural.html ↩︎
  12. Gabriela Francone, * 1970 in Buenos Aires, Künstlerin (vgl. https://www.praxis-art.com/artista/gabriela-francone/ bzw. https://www.arteinformado.com/guia/f/gabriela-francone-48135), Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin (u.a. Argentina surreal; redes, obras y artistas para una historia posible, zuerst 2002), lebt in Buenos Aires. Francone beschäftigt sich seit den späten 2010er Jahren intensiv mit Düvelmeyer. Ihr verdanke ich meine Kenntnisse über Düvelmeyers Zeit in Argentinien. Von ihr stammen bzw. mit ihrer Unterstützung sind mehrere Artikel in der in Tres Arroyos erscheinenden Zeitung „La voz del pueblo“ publiziert worden, in chronologischer Reihenfolge:
    Gabriela Francone: El origen de la investigación para descubrir a Duvelmeyer; in:
    La voz del pueblo 5.9.2019
    Guillermo Duvelmeyer entre nosotros; in:
    La voz del pueblo 27.10.2019
    https://lavozdelpueblo.com.ar/noticia/88274-Guillermo-Duvelmeyer-entre-nosotros Realizarán un documental sobre Guillermo Duvelmeyer; in:
    La voz del pueblo 23.2.2021
    https://lavozdelpueblo.com.ar/noticia/104482-Realizar%C3%A1n-un-documental-sobre-Guillermo-Duvelmeyer%0A
    Duvelmeyer: una vida para contar; in:
    La voz del pueblo 14.4.2021
    https://lavozdelpueblo.com.ar/noticia/106295-Duvelmeyer:-una-vida-para-contar ↩︎

Weitere Literaturhinweise:

  • El artista desaparecido a traves de uno de sus autorretratos; in: La Voz del Pueblo 28.6.1957

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