Adler, Joseph

(Kurzbiographie)

* 22.11.1880 in Göding (heute: Hodonín in Tschechien)
† 20.3.1939 in Berlin-Buch

Adler, drittes von elf Kindern einer Kaffeehausbesitzer-Familie, besucht in den späten 1880er Jahren die Volksschule in Göding; über den weiteren Schulbesuch liegen keine Kenntnisse vor. Ab 1896 ist er Mitarbeiter an der von Auguste Groner redigierten Österreichischen Jugendzeitung, einer Beilage zum Wiener Abendblatt.
Um 1900 ist Adler beruflich als kaufmännischer Angestellter nachgewiesen.
Seit 1910 hält er sich in Berlin auf. Von Mai 1910 (bis Juli 1913) ist er einer der, gemessen an der Zahl der Beiträge, aktivsten Mitarbeiter am „Sturm“, vor allem mit Beiträgen zur Presse- und Kulturkritik. Zunächst publiziert er unter seinem Kürzel J.A., später zunehmend unter vollem Namen – dann auch mit Beiträgen, die über das reine Tagesgeschäft hinausgehen. Von Ende 1913 bis Mai 1914 gibt es ein kurzes Intermezzo der Mitarbeit an Franz Pfemferts „Aktion“.

Es ist davon auszugehen, dass Adler Teilnehmer am I. Weltkrieg gewesen ist; dies lässt sich allerdings nicht mit Fakten belegen, sondern lediglich aus seinen Beiträgen zu Zeitschriften und Zeitungen der Sozialdemokratie und anderen kritischen Zeitschriften jener Jahre schließen; zu nennen sind „Simplicissimus“, „Vorwärts“ und „Der wahre Jacob“. Spätestens seit den Kriegsjahren steht Adler den Sozialdemokraten nahe.
Bald nach seiner Rückkehr aus dem Krieg heiratet Adler; am 30.7.1919 findet die Eheschließung mit Emilie Anna Schulz in Berlin statt, die zwei Kinder (Hans-Georg * 24.12.1912, † 18.8.1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet; Gisela * 3.8.1915, nach Dänemark emigriert) aus einer Beziehung mit Bruno Mannaberg († 18.1.1917) mit in die Ehe bringt. Zu diesem Zeitpunkt bezeichnet Adler sich als Dissident, ist also kein aktives Mitglieder der jüdischen Gemeinde mehr.
Adler ist ab 1920 lückenlos in Berlin-Neukölln nachweisbar, bis 1931 unter der Anschrift Mainzer Straße 45, danach unter der Anschrift Donaustraße 12.
Auch wenn er im Berliner Adressbuch als Schriftsteller firmiert, ist die Zahl nachweisbarer Veröffentlichungen gering.  Die letzte nachweisbare Veröffentlichung Adlers ist eine spritzige kleine Erzählung vom Mai 1931 aus dem „Simplicissimus“.

Adler ist spätestens ab 1923 um ein berufliches Standbein bemüht, das den Lebensunterhalt seiner Familie sichert. So firmiert er 1923 unter „Bürobedarf“, 1924 und 1925 als Kaufmann. Ab 1926 führt ihn das Berliner Adressbuch als Buchdruckereibesitzer. Die Buchdruckerei dürfte er selbst bis etwa Mitte der 30er Jahre betrieben haben; 1935 wird erstmals Adlers Ehefrau Anna im Berliner Adressbuch als Inhaberin der Buchdruckerei genannt (Neukölln, Berliner Str. 29; 1941 und 1942: SW 68, Dresdener Str. 86). Adler selbst dürfte in den Jahren des NS-Regimes als Angestellter seiner Frau firmiert haben – ihm als Oppositionellen und Juden ist die Führung eines Geschäfts seit 1935 zwar nicht direkt untersagt, aber doch weitgehend verunmöglicht.
1937 wird Adler von der SA schwer misshandelt; an den Folgen dieser Misshandlungen stirbt er im Hospital in Berlin-Buch; er wird auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weissensee beigesetzt. Adlers Witwe Anna (Lotte) wird in den Jahren des NS-Regimes ausgebürgert; sie erhält die deutsche Staatsbürgerschaft erst Anfang 1951 wieder zurück. Sie lebt in äußerst prekären Verhältnissen, ist mittellos und bis 1957 von der Unterstützung Dritter abhängig. Erst 1962 erstreitet sie Versorgungsansprüche gegen das Entschädigungsamt Berlin.
Anna Adler verstirbt am 8. Oktober 1964; sie liegt neben ihrem Mann begraben.


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